by Redaktion | 16. Juli 2015 17:58
Das Mittelalter war keine Zeit des großen Fortschritts in Europa. Nach dem Zusammenbruch des Römischen Reiches ging viel Wissen aus der antiken Welt verloren. Auch die Entwicklung des Tauchens kam nicht so recht voran. Das Prinzip der Taucherglocke geriet in Vergessenheit. Mit der Welt unter Wasser beschäftigten sich die Menschen kaum noch.
Kaum dokumentierte Tauchgänge
So gibt es im Mittelalter auch so gut wie keine dokumentierten Tauchgänge. Die Geschichte eines Tauchers hält der deutsche Dichter Friedrich Schiller 1779 in der Ballade „Der Taucher“[1] fest. Sie handelt von dem Taucher Nicholas, der auch als „der Fisch“ bekannt war. Auch in der Erzählung Don Quijote wird die Person in Form des Charakters Peje Nicolao aufgegriffen. Dennoch: Im Mittelalter herrschte in Bezug auf das Tauchen vor all eines – Stillstand.
Der Tauchanzug von Leonardo da Vinci
Das änderte sich erst in der Renaissance. In der Phase der aufblühenden Kultur versucht der Mensch wieder Anschluss an das Wissen der griechischen und römischen Antike zu finden. Ein Mann sticht in dieser Epoche besonders hervor: Leonardo da Vinci. Seinem Genie verdanken die Menschen nicht nur Kunstwerke wie das beräumte Gemälde „Mona Lisa“, sondern auch zahlreiche Erfindungen. Eine davon war einer der ersten Taucheranzüge der Geschichte. Ihn entwickelte er, um damit die türkische Kriegsflotte zu versenken, die Venedig belagerte.
Lebendige Tauchgeschichte
Es war um 1500 nach Christus, als Leonardo da Vinci die Idee für seinen Tauchanzug hatte. Er entwickelte verschiedene Typen von Tauchvorrichtungen. Unter anderem bestand eine aus einer Röhre, die einem Schnorchel glich. Eine andere fertigte er aus Schweinsleder. Die Kappe stattete da Vinci mit zwei Glaslinsen aus, quasi ein Vorläufer der Tauchermaske. Über einen Blasebalg und zwei Schläuche sollte ein Anzug mit Luft versorgt werden. Auch mit Luftkanistern, die der Taucher vor der Brust trug, experimentierte Leonardo da Vinci. Dass die Konstruktionen tatsächlich funktionierten, überprüfte 2003 die Taucherin Jacquie Cozens für eine TV-Reihe des britischen Fernsehsenders BBC. Sie bauten einen von da Vincis Anzügen nach, lebendige Tauchgeschichte. Cozens schaffte es mit der mittelalterlichen Technik in Tiefen von zwei bis drei Metern zu tauchen, mehr aber nicht.
Wiederentdeckung der Tauchglocke
Leonardo da Vinci war sicherlich der bekannteste Tauchpionier seiner Zeit. Aber auch andere kluge Köpfe prägten die Geschichte des Tauchens. Der Italiener Guglielmo de Lorena baute 1531 aus Holz eine Taucherglocke. Das Prinzip hatten bereits die Menschen der Antike verstanden, aber de Lorena machte es wieder nutzbar. Mit seiner Tauchglocke ließ er Zeitgenossen wie Francesco de Marchi die Welt unter Wasser erkunden.
Erste Versuche bei Rom
Die ersten Versuche unternahm Francesco de Marchi im See Nemi in der Nähe von Rom. Dort entdeckte der Taucher die versunkenen Luxusschiffe von Kaiser Caligula. Geborgen wurden sie aber erst 1929 und 1930. Im spanischen Toledo tauchten zwei Griechen mit der Hilfe eines speziellen Kessels. Die beiden Tauchern wurden bei ihrem Versuch weder nass, noch erlosch die Kerze unter Wasser, die sie mitgenommen hatten. Den Tauchgang dokumentierte der Schreiber Tasnier.
Selbstversuche des Mathematikers
Auch der Mathematiker George Sinclair unternahm Selbstversuche mit Tauchglocke. 1665 tauchte der schottische Professor auf der Isle of Mull zu Wracks der spanischen Armada hinunter. Über seine Tauchgänge veröffentlichte er 1669 ein Buch. Das Werk wiederum spornte William Phipps zu eigenen Tauchexpeditionen an. 1685 hob er Schätze aus einem versunkenen spanischen Schiff.
Geschichte des Tauchens nimmt Fahrt auf
Die Geschichte des Tauchens nahm wieder Fahrt auf. Der Pioniergeist der Taucher kehrte zurück. So führten Studien von Robert Boyle und Jean de Hautefeuille dazu, dass bessere Tauchglocken konstruiert werden konnten. Die Arbeiten der beiden Wissenschaftler beschäftigten sich mit dem Verhalten von Gasen unter Druck und der Atmung unter Wasser. Es war Grundlagenforschung für das Tauchen. Die Luftversorgung unter Wasser revolutionierte dann Edmond Halley. Er koppelte eine Tauchglocke mit Schläuchen an mit Luft gefüllte Fässer. Sie beschwerte er mit Blei, damit sie etwas tiefer absanken, als die Tauchglocke selbst. Auf diese Weise gewährleistete er ausreichend Nachschub an frischer Atemluft.
Die Serie „Pioniere des Tauchens“ erzählt in mehreren Folgen die Geschichte vom Tauchen. Da es Menschen sind, die Geschichte schreiben, greifen die Serien-Teile immer wieder Persönlichkeiten auf. Anhand von ihnen skizziert „Pioniere des Tauchens“ die Wegmarken bis hin zum heutigen Freizeitvergnügen und anspruchsvollem Beruf. Jede Woche Donnerstag erscheint bis zum Ende der Serie ein neuer Teil.
Teile der Serie „Pioniere des Tauchens“
Pioniere des Tauchens, Teil 1 – Versenkte Schiffe und Schwammtaucher
Pioniere des Tauchens, Teil 2 – Aristoteles und Archimedes[4]
Pioniere des Tauchens, Teil 3 – Mittelalter und Renaissance
Pioniere des Tauchens, Teil 4 – Otto von Guericke und der Luftdruck
Pioniere des Tauchens, Teil 5 – Robert Boyle und die Taucherkrankheit[5]
Pioniere des Tauchens, Teil 6 – Guillaume Amontons und das Druck-Experiment
Pioniere des Tauchens, Teil 7 – Edmond Halley und die Taucherglocke[6]
Pioniere des Tauchens, Teil 8 – Der Schatztaucher John Lethbridge[7]
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