Apnoe-Taucherin Hanne Becker (70) – „Das Alter ist nur eine Zahl“

Hannelore Becker ist 70 Jahre alt. Und sie liebt das Tauchen. Egal, ob mit Gerät oder mit angehaltenem Atem. Das Lebensmotto dieser beeindruckenden Frau: „Niemand weiß, was er kann, bis er es probiert hat“.

„Du bist doch verrückt…“, „In Deinem Alter kannst Du doch nicht…“: Wenn Hannelore Becker anderen von ihrem Hobby erzählt, reagieren sie oft mit Unverständnis. Der 70-Jährigen ist das egal. Sie ist Taucherin aus Leidenschaft. Ganz gleich, ob mit kompletter Ausrüstung oder angehaltenem Atem – wenn sich die Gelegenheit bietet, taucht Hannelore ab. „Ihr könnt reden, was Ihr wollt“, sagt sie dann. „Auf das Geschwätz anderer Leute höre ich sowieso nicht.“

Vor neun Jahren, Hannelore Becker war damals 61 Jahre alt, hat die Kölnerin ihren Tauchschein gemacht. „Ich kam zu dem Sport, wie die Jungfrau zum Kind“, blickt sie zurück. „Aber eigentlich wollte ich schon immer Tauchen lernen. Bereits als Kind hab ich in der Badewanne den Kopf unter Wasser gesteckt und die Luft angehalten.“

Angemeldet zum Tauchkurs
Ein Angebot, bei einem „Schnuppertauchen“ mitzumachen, war für Hannelore Becker dann viele Jahre später der erste richtige Kontakt mit dem Sport. Kurz darauf meldete sie sich für einen Tauchkurs an. Die Prüfung war hart, sagt sie. Der Anzug passte nicht, die Kopfhaube hatte die falsche Größe, das Wasser war kalt und dunkel. „Aufgeben kam für mich nicht in Frage“, sagt sie. „Ich hab mich da durchgebissen. Wenn ich mir einmal etwas in den Kopf gesetzt habe, bin ich kaum zu bremsen.“

So auch bei ihrem ersten Tauchgang im Meer. Bei der Anmeldung in der Tauchbasis auf Bali wurde die Anfängerin zunächst wegen ihres Alters zunächst kritisch beäugt. Bei der ersten Bootsausfahrt hatte die Gruppe mit starker Strömung zu kämpfen. „Ich bin ins Wasser gesprungen – und weg war ich“, erinnert sich Hannelore. Sie spürte erste Anzeichen von Panik. Doch Aufgeben war für sie keine Option. „Ich wusste, wenn ich jetzt aufgebe, versuche ich es nie wieder“, sagt sie. „Das ist wie beim Reiten. Wenn man vom Pferd fällt, muss man wieder aufsteigen.“

Tauchen im offenen Meer
Fortan habe sich die Tauch-Crew rührend um sie gekümmert. Sehr behutsam sei sie an das Tauchen im offenen Meer herangeführt worden. „Da ist mir klar geworden, wie wunderbar dieser Sport ist.“

Hannelore Becker hat das Sternzeichen „Löwe“. Möglicherweise, so ihre Vermutung, ist das der Grund dafür, dass sie schon immer Spaß daran hatte, extreme Sachen auszuprobieren. „Als ich noch ein Kind war“, sagt sie, „hast Du mich stets auf dem höchsten Baum gefunden. Aber ganz sicher nicht zuhause.“

Mit 66 Jahren das Apnoe-Tauchen begonnen
Schlagerstar Udo Jürgens sang „Mit 66 Jahren, da fängt das Leben an…“. Und auch Hannelore Becker hat sich im Alter von 66 Jahren noch einmal ein neues Hobby gesucht: das Apnoe-Tauchen. Wieder sagten die Leute „Du bist doch verrückt…“ und „In Deinem Alter kannst Du doch nicht…“ – und Hannelore Becker hat allen bewiesen, dass sie es eben doch kann.

„Niemand weiß, was er kann, bis er es probiert hat. Und nichts kann den Menschen mehr stärken als das Vertrauen, das man ihm entgegenbringt.“ (Hannelore Becker)

Fragt man, warum manche Zeitgenossen so erstaunt oder gar erschrocken reagieren, wenn sie hören, dass eine 70-Jährige ihre Freizeit mit Freitauchen verbringt, muss Hannelore Becker kurz nachdenken. „Vielleicht ist es eine Art unbewusster Neid“, sagt sie dann. „Die Leute fragen sich wohlmöglich: Warum kann die, was ich nicht kann?“

Fast 100 Meter im Fluss
Hannelore trainiert regelmäßig im Schwimmbad. Statik und Streckentauchen. Jüngst hat sie an einer Veranstaltung für Apnoeisten teilgenommen, bei der es darum ging, eine möglichst weite Strecke im nordrhein-westfälischen Fluss Ruhr zu tauchen. Hannelore hatte sich fest vorgenommen, die 50-Meter-Marke zu knacken. Fast 100 Meter legte sie letztlich mit nur einem Atemzug zurück. Bei den übrigen Teilnehmern, den Zuschauern und den anwesenden Journalisten war die 70-Jährige der Star. Es gab jede Menge Anerkennung. „Das beobachte ich schon länger, ich erfahre sehr viele positive Reaktionen“, sagt sie. „Schön, dass sich da etwas ändert in den Köpfen vieler Menschen.“

Der Rummel, der bei der Flusstauch-Veranstaltung um sie wegen ihres Alters gemacht wurde, war ihr fast etwas unangenehm. „Ich mache diesen Sport nur für mich“, sagt sie. Dass sie taucht – und das Tauchen liebt – ist für Hannelore nämlich eine Selbstverständlichkeit. „Wasser ist mein Element. Und das soll es auch bleiben, so lange mir meine Gesundheit hold ist.“

Das Alter, sagt Hannelore Becker, sei doch nur eine Zahl. „In mir drin bin ich immer noch das kleine, wilde Mädchen, das ich früher einmal war.“ (tap)

- Anzeige -


Verwandte Artikel

Wie zwei Brüder in Florida einem Hammerhai in Not geholfen haben

Marcus Lakos und sein jüngerer Bruder Logan haben an einem Strand in Florida einem Hammerhai in Not geholfen. Das Video, das sie von ihrer Rettungsaktion gedreht haben, verbreitet sich rasend schnell im Internet.

Kindertauchen – Subgear präsentiert neue Linie für junge Taucher

Subgear erweitert seine Produktpalette mit mehr Ausrüstung für das Kindertauchen. Zum Programm gehören ein an die Bedürfnisse von Kindern angepasster Atemregler, eine Tarierweste sowie diverse Neopren-Produkte.

„Stört der Buddy-Watcher Fische?“ – Diskussion bei Facebook

Über den Buddy-Watcher diskutiert derzeit die Taucherszene auf Facebook. Nutzer machen sich Sorgen, dass er die Fischwelt stört. Jetzt gab Michael Feicht, Geschäftsführer des Herstellers Free-Linked, eine Stellungnahme ab.

Keine Kommentare

Schreibe einen Kommentar
Keine Kommentare Schreibe einen Kommentar zu diesem Beitrag comment this post!

Kommentar schreiben

<

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.