by Redaktion | 18. März 2015 22:28
Die Facebook-Gruppe „Erfahrungsaustausch Tauchen“ hat jüngst die 7000-Mitglieder-Marke geknackt. Seit ihrer Gründung hat sich die Gruppe zu einem virtuellen Ort entwickelt, an dem leidenschaftlich über den Tauchsport diskutiert wird. Zuweilen fliegen dabei auch die Fetzen. Dafür, dass alles in geordneten Bahnen abläuft, sorgen zwei Administratoren. Einer von ihnen ist Tim Ollmann. Der 32-Jährige aus Bremen ist auch zugleich der Gründer der Gruppe. Tim hat Informatik studiert und arbeitet als Softwarearchitekt und -entwickler bei der „neusta software development GmbH“ in Bremen. Er sagt, das Meer und seine Geheimnisse hätten ihn schon seit seiner Kindheit inspiriert und fasziniert. „Leider habe ich mit dem wunderschönen Hobby Tauchen erst vor ein paar Jahren angefangen, bin seit dem aber dermaßen angefixt, dass ich Freizeit und Geld kaum anderen Dingen widme.“ Mit Aquanaut sprach Tim Ollmann über die Gruppe „Erfahrungsaustausch Tauchen“.
Tim, aus welchem Grund hast Du die Gruppe gegründet?
Vor etwas mehr als zwei Jahren gab es auf Facebook bereits eine FB-Gruppe, die für Taucher aus Deutschland eine Kommunikationsplattform darstellte. Ich trat der Gruppe bei, stellte eine Menge Fragen, musste aber bereits nach kurzer Zeit erfahren, dass die meisten meiner Beiträge wegen externer Links – es waren keine kommerziellen Links – gelöscht wurden. Ich schrieb die Administratoren an und fragte, wieso die Beiträge entfernt wurden. Man verwies auf die Gruppenbeschreibung mit dem Zusatz, man könne nicht alle Links auf ihre Inhalte prüfen und somit seien externe Links generell unzulässig. Da ich der Ansicht war und bin, dass gerade externe Links – Youtube, Taucherseiten, Bilder, etc. – von Interesse sein können und auch viele dieser Seiten wertvolle Infos beinhalten, entschloss ich mich nach einer längeren Diskussion mit den Admins der damaligen Gruppe, einen Beitrag in deren Gruppe zu verfassen, in dem ich die Thematik ansprach. Die Resonanz auf diesen Beitrag war recht stark, jedoch verdeutlichten die Admins ihren Standpunkt recht deutlich und blieben bei ihrem generellen Verbot. Meine Reaktion darauf war die Erstellung einer eigenen Gruppe und nach einigem hin und her bekam sie den Namen ‚Erfahrungsaustausch Tauchen‘.
Hast Du denn damals damit gerechnet, dass sie sich so rasant entwickelt?
Die Mitgliederzahl wuchs recht schnell und ich ernannte zwei weitere Admins für die Gruppe. Grundsätzlich war es ein Pilot für eine Facebookgruppe für Taucher, in der lediglich Spam gelöscht werden sollte und auch nur Spammer blockiert werden sollten. Die Gruppe sollte sich ’selbst regeln‘, so der Gedanke. Leider gab es anfangs noch einige Differenzen und es musste sich erst einlaufen. So hatten wir ein Mitglied, das Unruhe gestiftet hat und normale Themen oft in kontrovers endenden Diskussionen ausufern ließ. Da bei diesem Mitglied auch Diskussionen, Abmahnungen etc. nicht halfen, sahen wir uns gezwungen, es aus der Gruppe auszuschließen. Dies war ein Einzelfall und seit dem Ausschluss ist wieder Normalität eingekehrt. Natürlich gibt es ab und an noch heiße Diskussionen, aber von solchen Diskussionen – sofern sie nicht täglich vorkommen – kann eine Gruppe auch leben.
Wie viel Zeit musst Du als Administrator einer so großen und diskutierfreudigen Gruppe für die Moderation aufbringen?
Es ist kein Vollzeitjob, aber das wäre auch neben der Arbeit kaum machbar. Der Hauptteil der Arbeit beschränkt sich auf die Vorfilterung der Beitrittsanfragen… also Profile sichten, um mögliche Spammer zu identifizieren… und dem Bearbeiten gemeldeter Beiträge. Natürlich können wir nicht Tag für Tag alle Beiträge durchlesen und bewerten, daher sind wir auf die Mithilfe der Gruppenmitglieder angewiesen, die bei Überschreitungen oder Spam den Beitrag oder die Person melden und uns somit zur Prüfung veranlassen. Bisher funktioniert dies recht gut, obwohl wir mittlerweile über 7000 Mitglieder haben.
Kommen Spam und unerwünschte Werbung denn häufig vor?
Seit kurzen habe ich auch noch eine weitere Gruppe ‚Tauchreisen und -ausfahrten‘ gegründet, da in der Gruppe ‚Erfahrungsaustausch Tauchen‘ häufiger unerwünschte Reiseangebote gepostet wurden. Um den Veranstaltern aber weiterhin die Möglichkeit zu geben, ihre Angebote zu veröffentlichen und gleichzeitig eine Plattform für Tauchreiseangebote anzubieten, habe ich die neue Gruppe erstellt und der bestehenden einen fixierten Beitrag hinzugefügt, in dem ich auf die neue Gruppe verweise. Das sieht zwar auf den ersten Blick nach mehr Arbeit aus, ist es aber in diesem Fall nicht. Ich bin sogar überrascht, dass es so gut funktioniert. Seit der Eröffnung der neuen Gruppe hat die Werbung in ‚Erfahrungsaustausch Tauchen‘ stark nachgelassen.
Gibt es eigentlich eine Diskussion, die bei Dir in bleibender Erinnerung geblieben ist?
Ohhhh jaaa… die gibt es! Es gab vor einiger Zeit in der Gruppe einen Beitrag über die Mitnahme von Gegenständen aus Wrackfunden, der für reichlich Aufregung gesorgt hat. Aufmerksam wurde ich durch einen bekannten Unterwasserarchäologen und Forschungstaucher, der mich um die Löschung des Beitrags und den Ausschluss des Erstellers aus der Gruppe bat. Da es hier um einen ‚Aufruf zur Plünderung‘ ging, was eine Straftat darstellt, löschte ich den Beitrag umgehend. Auch war der Beitragsersteller natürlich das von mir schon angesproche Mitglied, das sich durch diese Aktion zum dauerhaften Ausschluss aus der Gruppe qualifizierte…
Und was gab es für Reaktionen darauf?
Die Löschung des Beitrags sorgte für viel Aufruhr. Man warf uns Zensur vor, diskutierte, ob dies wirklich rechtswidrig gewesen sei usw. Ich blieb bei der Löschung – Wiederherstellung geht ohnehin nicht – und begründete meinen Standpunkt ausführlich. Damit war für mich dieses Thema beendet. Nach ein paar Tagen und ein paar wenigen freiwilligen Austritten – von denen einige bereits zurückgekehrt sind – , lief dann alles wieder wie zuvor.
Was für Erwartungen hast Du an die Gruppe für die Zukunft? Meinst Du, sie wird weiter wachsen?
Ob sie weiter wachsen wird? Ja, das wird sie und das ist auch gut so. Je mehr Personen beitreten, desto mehr Erfahrungsaustausch findet statt.
Meine Erwartungen sind, dass die Gruppe so funktioniert wie bisher und es weiterhin konstruktiv und wenig kontrovers zugeht und man niemanden wieder aus der Gruppe verbannen muss, denn genau das stellt die Grundhaltung der Gruppe in Frage. Keine Zensur, komme was wolle!
(Das Gespräch führte Tobias Appelt)
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