Greenpeace-Kritik – Weiter Nordsee-Verschmutzung durch Öl und Chemie

Greenpeace-Kritik – Weiter Nordsee-Verschmutzung durch Öl und Chemie

20 Jahre nach der „Brent Spar“-Kampagne zieht Greenpeace eine Bilanz: Zahlreiche Öl-Plattformen der Nordsee seien sicher an Land entsorgt worden, heißt es. Dennoch dauere die Verschmutzung der Nordsee durch die Öl-Förderung weiter an.

56 ausgediente Plattformen sind laut der Umweltschutzorganisation Greenpeace aufgrund der Greenpeace „Brent Spar“-Kampagne in den vergangenen 20 Jahren sicher an Land entsorgt worden. 32 weitere Plattformen, darunter vier aus dem Brent Ölfeld, werden in den kommenden zehn Jahren ebenfalls umweltschonend an Land abgewrackt und nicht im Meer versenkt.

Das ist eines der Ergebnisse eines Greenpeace-Reports zur aktuellen Situation der Öl- und Gasindustrie in der Nordsee, der am Dienstag in Hamburg vorgestellt wurde. „Unsere Aktion von vor zwanzig Jahren zeigt bis heute Wirkung“, sagte Christian Bussau, der als Aktivist an der Besetzung der Brent-Spar-Plattform von Shell vor Ort dabei gewesen ist. „Dennoch müssen wir auch heute wachsam sein und die Ölindustrie an ihre Verantwortung erinnern.“

Eine Luftaufnahme des Brent-Spar-Ölfelds in der Nordsee. (Fotos: Greenpeace)

Eine Luftaufnahme des Brent-Spar-Ölfelds in der Nordsee. (Fotos: Greenpeace)

Emissionen in die Luft oder ins Wasser
Insgesamt stehen laut Greenpeace in der Nordsee und dem angrenzenden Nordostatlantik rund 750 Installationen, die im laufenden Betrieb Emissionen in die Luft oder ins Wasser abgeben. Jährlich gelangten so mehr als 8000 Tonnen Öl und 220.000 Tonnen Chemikalien ins Meer. Zudem würden 30 Millionen Tonnen des klimaschädlichen Kohlendioxids von den Plattformen emittiert – das entspreche etwa den jährlichen CO2-Emissionen von zehn Millionen PKW.

Seit dem Jahr 2000 ist nach Zahlen von Greenpeace die Erdölförderung um mehr als die Hälfte zurückgegangen. Um diesen Abwärtstrend zu stoppen, würden jedoch bestehende Felder länger ausgebeutet und auch kleinere Felder erschlossen. Das führe zu einer steigenden Zahl emittierender Plattformen in der Nordsee. „Der Aufwand wächst und führt dazu, dass bezogen auf  die geförderte Tonne Öl und Gas die Emissionen zum Teil deutlich zunehmen“, sagte Bussau. Um die Dauerbelastung der Nordsee und des Nordostatlantik durch die Ölindustrie zu  verringern, fordert Greenpeace strengere Kontrollen der Plattformen und eine deutliche Senkung der Emissionen bis schrittweise auf Null.

Immer wieder Unfälle auf Plattformen
Greenpeace beobachtet in der Nordsee immer wieder Unfälle auf Plattformen – und nennt Beispiele: 2010 etwa sei es auf der norwegischen Gulfaks C Plattform zu einem Beinahe-Blowout gekommen. Ein Jahr später seien 216 Tonnen Öl aus der britischen Gannet Alpha Plattformanlage ins Meer geflossen. 2012 seien große Mengen Methan über Wochen aus einem Gasleck auf der Elgin Plattform geströmt. Auf der norwegischen Plattform Statfjord C seien 2014 rund 30 Tonnen Öl ausgetreten. Und die norwegischen Behörden hätten „ernste Verstöße gegen gesetzliche  Regelungen“ festgestellt. (tap)

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