Unterwasserfotograf Tobias Friedrich gibt Tipps für bessere Bilder
Was genau macht den Reiz an der Unterwasserfotografie aus? Im Interview spricht der bekannte u/w-Fotograf Tobias Friedrich über dieses Thema. Er blickt zurück auf seine ersten Foto-Versuche unter Wasser, zeigt seine liebsten Bilder, und er erklärt, wie sie entstanden sind.
Tobias, stell‘ Dir doch einmal folgende Situation vor: Du bist auf einer Party und erzählst von Deiner Arbeit als Unterwasserfotograf. Dann wirst Du gefragt, welches Deiner Bilder Dir am allerbesten gefällt. Du nimmst Dein Smartphone aus der Tasche und zeigst Deinem Gesprächspartner ein Foto. Was sieht er?
Es gibt eigentlich kein Bild, welches ich „am besten“ finde. Sicherlich gibt es einige, die ich besonders mag, weil sie in einer besonderen Situation entstanden sind. Wenn ich jedoch eines von den „besseren“ Bildern zeigen möchte, dann ist es eine Halb-/Halb- Aufnahme von einem Buckelwal im Oman. Diese Situation war etwas ganz besonderes, da der Wal uns ganz nah herankommen ließ und sehr neugierig war. Manchmal war er sogar etwas zu neugierig, da er mir, scheinbar aus Versehen, einen leichten Schlag mit seiner Schwanzflosse verpasst hat. Trotz dieser Respekt einflößenden Situation gab es kurz danach noch einen schönen Moment, als der Wal knapp vor mir an der Oberfläche vorbei schwamm und diese Aufnahme ermöglicht hat.
Erinnerst Du Dich eigentlich noch an den Tag, an dem Du das erste Mal unter Wasser fotografiert hast…
Ich glaube, an diesem Tag war ich vor allem darauf konzentriert, dass meine neu erworbene Kamera nebst Gehäuse nicht mit Wasser vollläuft. Ansonsten war erst mal ausprobieren angesagt, und ich habe den Umgang mit der Kamera unter Wasser geübt. Es ist aber dennoch ein ganz nettes Bild bei diesem Tauchgang entstanden.
Du könntest ja auch im Zoo die Elefanten fotografieren – oder die bunten Blümchen im Stadtpark. Warum bist Du ausgerechnet mit Deiner Kamera unter Wasser unterwegs?
Mich hat die Welt unter Wasser eigentlich schon immer fasziniert. Früher habe ich die Abenteuer der Calypso verfolgt, mit ihrem Kapitän Jacques-Yves Cousteau. Später wollte ich dann „Meeresforscher“ werden. Leider ist daraus nichts geworden. Dafür habe ich mit Anfang 20 meinen Tauchschein gemacht und war vom ersten Moment an von dieser schönen Welt begeistert. Irgendwann wollte ich das Gesehene dann auch festhalten, und habe mir eine Kompaktkamera mit Unterwassergehäuse gekauft. So ging das damals dann los.
Was ist denn Deiner Meinung nach die größte Herausforderung beim Fotografieren unter Wasser?
Ich denke, die größte Herausforderung ist die Kombination der vielen Einflüsse zu beherrschen. Erstmal ist man in einem anderen Element und muss das Tauchen und die Tarierung hinbekommen, ohne darüber nachzudenken. Dann kommt da noch die Stickstoffnarkose hinzu, die auf zehn Metern noch keine Probleme macht, aber spätestens auf 30 Metern so manchen Fotografen darüber nachdenken lässt, wo noch mal der Auslöser zu finden ist. Dann braucht man noch eine gewisse Erfahrung oder den so genannten „Riecher“, um zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein. All‘ dies muss gleichzeitig richtig gemacht werden, bevor es überhaupt an die eigentliche Gestaltung des Bildes durch den Sucher geht.
Und worauf kommt es dann an, wenn das „perfekte Bild“ entstehen soll: den „Riecher“, die verwendete Technik, Glück – oder von allem ein bisschen?
Bei Aufnahmen mit fest stehenden Objekten, zum Beispiel Wracks, hilft eine gute Ortskenntnis, um vorher zu entscheiden, wie und wo das Bild entstehen soll. Man muss auch wissen, zu welcher Tageszeit das Licht am besten ist. So können alle Faktoren vom Fotografen beeinflusst werden und es hängt letztendlich an seiner Kreativität, wie gut das Foto am Ende wird. In der Dokumentation von Wildlife ist das schon ein bisschen schwieriger. Hier kann der Fotograf durch Erfahrung und Intuition ebenfalls die Zeit und den Ort bestimmen. Dafür lassen sich aber die Tiere, die fotografiert werden sollen, eben nicht beeinflussen. Bei dem Foto der Muräne im Wrack war es eben eine zufällige und nicht wiederholbare Begegnung, die dem Bild den letzten Schliff gibt. Für solche Momente braucht man sicherlich auch etwas Glück, das man aber auch provozieren kann, indem man so oft wie möglich tauchen geht. Und letztlich muss der Fotograf dann auch die Situation erkennen und mit den richtigen Einstellungen das Bild machen.
Du hast 2007 mit dem Fotografieren unter Wasser begonnen. Seitdem sind Deine Bilder weltweit in vielen Magazinen veröffentlicht worden, Du hast ein Buch geschrieben und viele Preise gewonnen. Was muss ein Fotograf mitbringen, um derart erfolgreich zu sein?
In der heutigen Zeit reicht es in den meisten Fällen leider nicht mehr aus, einfach „nur“ gute Bilder zu machen. Um erfolgreich zu sein, muss man auch fleißig sein und seine Bilder vermarkten können. Dazu ist viel Disziplin, vor allem aber auch Leidenschaft nötig, um auch Dinge zu tun, die vielleicht nicht so viel Spaß machen, wie zum Beispiel die Nachbearbeitung der Bilder, die teilweise ein paar Stunden dauern kann – pro Bild.
Welchen Tipp würdest Du jedem Einsteiger in der Unterwasser-Fotografie mit auf den Weg geben?
Wer ernsthaft in die Unterwasserfotografie einsteigen möchte und nicht nur Schnappschüsse aus dem Urlaub mitbringen will, der sollte sich auf jeden Fall ein gutes Kompaktkamera- oder Spiegelreflexsystem mit externem Blitzgerät zulegen. Mit der gewählten Ausrüstung sollten sowohl Weitwinkel- als auch Makroaufnahmen zu realisieren sein. Unter Wasser zählt nämlich die Qualität der eingesetzten Technik um einiges mehr als über Wasser. Danach ist eine gute Lektüre, wie Unterwasserbilder zu realisieren sind, ein guter Schritt – oder auch gleich ein Workshop bei einem Fotografen. Erfahrungen selbst zu sammeln geht natürlich auch, es dauert vielleicht nur länger.
Zum Abschluss: Gibt es einen Moment unter Wasser – oder einen besonderen Moment beim Fotografiren, der Dir auf ewig im Gedächtnis bleiben wird?
Ein solcher Moment ist sicherlich das Erlebnis mit dem Buckelwal im Oman, von dem ich Eingangs schon berichtet habe. Ich hatte aber auch vor Costa Rica eine besonders schöne Begegnung mit einem Mantarochen, der immer wieder sehr nah kam und durch meine Luftblasen über mich hinweg geschwommen ist -wahrscheinlich um seine Parasiten loszuwerden, die sich auf der Haut eingenistet haben. Solche Begegnungen, in denen Tiere offensichtlich und aus freien Stücken die Nähe eines Menschen suchen, sind für mich die Schönsten.
Der 34-jährige Tobias Friedrich gehört zu den meistprämierten Unterwasserfotografen in Deutschland. Seine Bilder werden nicht nur in bedeutenden Tauchzeitschriften weltweit veröffentlicht, sondern auch in vielen namhaften Publikationen wie Spiegel Online oder der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Mehr Bilder und Informationen auf seiner Website und auf Facebook.
Jährlich bringt Tobias Friedrich einen Kalender im Großformat 42 x 29,7cm heraus mit den besten Bildern des vergangenen Jahres.
Wer mehr über die Unterwasserfotografie wissen möchte, dem empfielt Tobias Friedrich sein Buch „Die Kunst der Unterwasserfotografie“, das viele Beispiele für die Praxis beinhaltet, genauso wie detaillierte Beschreibungen, wie einige seiner besten Bilder entstanden sind.
(Das Gespräch führte Tobias Appelt)
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