Wale erleichtert
Die Büchse der Pandora bleibt geschlossen und kommerzieller Walfang verboten
67. Konferenz der IWC, 10.-14. September, Florianópolis, Brasilien
Am letzten Tag der 67. Vertragsstaatenkonferenz der Internationalen Walfangkommission (IWC) fand die lange erwartete Debatte über das Vorschlagspaket statt, das Japan unter dem Titel „A way forward“ eingebracht hatte. Diese umstrittene Initiative sollte das seit mehr als 30 Jahren bestehende Walfangmoratorium unterminieren und stufenweise den kommerziellen Walfang wieder zulassen. Die Abstimmung erteilte eine klare Absage an Japans Vorschlag.
Der Vorschlag Japans sah unter anderem. vor, in der IWC ein „Komitee für nachhaltigen Walfang“ einzurichten, eine „Diplomatenkonferenz der Vertragsstaaten“ einzuberufen, um die Konvention zu novellieren, sowie den kommerziellen Walfang zu legalisieren, indem für die Walpopulationen „nachhaltige“ Fangquoten festgelegt werden. Das Vorschlagspaket sieht keinerlei Kontroll- oder Durchsetzungsbestimmungen vor, und auch die Möglichkeit der Regierungen, Walfang zu sogenannten wissenschaftlichen Zwecken zu erlauben, bliebe unangetastet. Japan hatte einen einvernehmlichen Beschluss über beide Teile des Vorschlagspakets (Resolution und Satzungsänderung) angestrebt.
„Japans Initiative steckte die Strategie der Walfangbefürworter ab, mit einer einzigen Kategorie ‚nachhaltiger Walfang‘ die Fragestellung nur darauf zu reduzieren, ob die Waljagd nachhaltig erfolgt, und nicht ob für sie eine Rechtfertigung oder ein Bedarf besteht. OceanCare hat diesen Vorschlag natürlich vehement abgelehnt“, erklärt OceanCare-Sprecher Nicolas Entrup. „Das ist alles andere als ‚ein Weg nach vorne‘, sondern ein Weg, um die Kommission in einer Zeitblase gefangen zu halten.“
Der japanische Vorschlag stieß auf vielerlei Kritik seitens zahlreicher Staaten – darunter die EU-Staaten, die Gruppe der lateinamerikanischen Staaten, Indien, Neuseeland und Australien – sowie der Tier- und Artenschutzorganisationen. So stand die Debatte im Zeichen divergierender Sichtweisen und diametral entgegengesetzter Positionen, immer auch mit der Drohung im Hintergrund, dass Japan die IWC verlassen könnte.
Das Ergebnis: 41 Staaten lehnten den Vorschlag ab, 27 stimmten zu, 2 enthielten sich der Abstimmung.
„Den kommerziellen Walfang wieder zuzulassen, hätte auch eine Aufhebung des Handelsverbots mit Walprodukten nach sich gezogen, denn beide Naturschutzinstrumente – Walfangmoratorium und Handelsverbot – sind eng verknüpft. Wir können es nicht zulassen, dass jetzt, mit einem Ende des unnötigen und grausamen Walfangs in Sichtweite, die Büchse der Pandora geöffnet wird und wieder mehr Wale getötet werden. Wir sind über den heutigen Beschluss der IWC sehr erleichtert“, so Entrup abschließend.
OceanCare ist mit Nicolas Entrup, Thomas Schweiger und Fabienne McLellan an der IWC-Tagung in Florianópolis vertreten.
Weiterführende Links und Informationen:
- IWC-Dokumente: https://iwc.int/iwc67
- https://www.oceancare.org/de/unsere-arbeit/tierschutz/wale/walfang/
Über OceanCare
Seit 1989 setzt sich OceanCare weltweit für die Meerestiere und Ozeane ein. Im Juli 2011 erhielt die Organisation vom Wirtschafts- und Sozialrat der Vereinten Nationen den UN-Sonderberaterstatus zugesprochen. OceanCare hat seit 1992 Beobachterstatus an der IWC und ist mit den Akteuren und Regeln des Gremiums bestens vertraut. Mit Studien zum Gesundheitsrisiko des Konsums von schadstoffbelastetem Walfleisch hat OceanCare eine Zusammenarbeit der IWC mit der Weltgesundheitsorganisation WHO angeregt. Wir haben den Stimmenkauf von Walfangländern wie Japan zum Thema gemacht, was zu einem Verbot von sogenannten Motivationsgeschenken führte, und uns für die klare Regelung der Rechte und Pflichten von Nichtregierungsorganisationen eingesetzt, damit diese als Vertreter der Zivilgesellschaft partizipieren können. Seit 2015 ist OceanCare auch im Wissenschaftsausschuss der IWC vertreten. In Brasilien setzt sich OceanCare auch dieses Jahr dafür ein, dass die Wale optimalen Schutz erhalten. www.oceancare.org/walschutz
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